Skoliose - Schwangerschaft - Geburt
Eine Patientin, die operiert wurde, wird von uns interviewt und sie berichtet von ihren Erfahrungen.
Wann wurde deine Diagnose gestellt? Wie alt warst du da?
Die Diagnose wurde im Frühjahr 2007 gestellt. Ich war damals 15 Jahre alt und es wurde mir mittgeteilt, dass leider eine OP gemacht werden muss. Da ich aber noch in die Schule ging wurde die OP auf Sommer geplant, damit ich nichts verpasse.
Meine Skoliose hatte sich aber in der Zeit von Frühjahr bis Sommer so verschlimmert, dass ich beim Ankommen im Krankenhaus erfahren habe, dass eine OP nicht reichen würde und eine zweite benötigt wird.
Wann wurdest du operiert und was wurde gemacht?
Ich wurde am 03.07.07 zum ersten Mal operiert. Im unteren Rücken mussten zwei Rippen entfernt und zersplittert werden. Diese Splitter wurden mit in die Versteifung eingearbeitet. Der Eingriff erfolgte auf der linken Seite in Bauchhöhe.
Am 17.07.07 war dann die zweite OP. Dabei wurde mein kompletter Rücken geöffnet. Der obere Teil des Rückens musste mit einer Titanstange versteift und mit dem unteren Bereich verbunden werden.
Beide Operationen dauerten jeweils um die 4-5 Stunden unter Vollnarkose. Bei der zweiten OP bekam ich Blutkonserven, da ich bei der ersten einiges an Blut verloren habe.
Hast du dich damals gefragt, ob man nach so einer OP auch schwanger werden kann und normal gebären?
Mit 15 Jahren war mein erster Gedanke natürlich nicht ob ich schwanger werden kann. Meine Mama hat sich aber genau über alles informiert und nachgefragt.
Laut Aussage der Ärzte sollte es kein Problem mit einer Schwangerschaft geben und somit einer natürlichen Geburt nichts im Wege stehen. Zudem bestehe auch nur eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit der Vererbbarkeit der Skoliose.*
Was waren deine größten Bedenken bezüglich Schwangerschaft und Geburt?
Bevor wir uns entschlossen haben ein Kind zu bekommen, habe ich mich sehr ausführlich im Internet und bei meinem Frauenarzt über mögliche Probleme informiert. Ich bekam die Info das ein Risiko von Problemen nicht grösser ist als bei einer Schwangerschaft ohne Skoliose.
Meine Fragen/Bedenken in der Schwangerschaft waren die, ob mein Rücken die Last eines Babys tragen könne. Zur Vorbeugung habe ich mir aber schon im Vorfeld einen Bauchgurt gekauft.
Zu dieser Zeit war ich 28 Jahre alt.
Musstest du in Frühkarenz gehen?
Obwohl ich einen stehenden Beruf ausübte, brauchte ich kein Frühkarenz. Mir ging es immer sehr gut und ich hatte kaum Beschwerden .
Wie war die Schwangerschaft für dich was deine Skoliose betrifft? Hattest du Rückenprobleme?
Natürlich spürte ich mit dem wachsenden Bauch das eine oder andere Mal meinen Rücken. Ich denke aber, dass es nicht schlimmer war als bei einer Frau ohne Skoliose.
Wir gingen sehr viel wandern und spazieren. Natürlich mit viel mehr Pausen . Im Großen und Ganzen hatte ich aber keine Probleme und es war eine sehr schöne Zeit für mich.
Warst du wegen deiner operierten Skoliose bei der Geburt eingeschränkt bzw. war nicht alles möglich?
Meine Hebamme hat mir geraten mich um die 36. Woche herum im Krankenaus vorzustellen um nachzusehen ob eine PDA „Kreuzstich“ bei meiner Wirbelsäule überhaupt machbar ist. Der Anästhesist tastete meine Wirbel ab und sagte, dass es ganz sicher keine Probleme mit einer PDA geben würde. Meine mitgebrachten Röntgenbilder hat er sich nicht mal angesehen.
Bei einer natürlichen Geburt wären vermutlich „keine“ Probleme entstanden. Leider ist es bei mir ein bisschen anders gekommen… „Hätte ich bloß darauf bestanden, dass er sich die Bilder anschaut…“
Mein Kleiner war zwei Wochen früher dran als gedacht, aber er wollte wohl raus. Leider schaffte er es nicht mehr sich zu drehen und war schlussendlich in Beckenendlage. In diesem Fall hatte ich mich schon auf einen Kaiserschnitt eingestellt, da eine Beckenendlage nur selten auf normalem Weg entbunden werden kann. Und wir wollten natürlich kein Risiko bei der Geburt eingehen.
Die Anästhesisten berieten sich zu dritt über unseren Fall und kamen zu dem Entschluss, dass sie keinen „normalen“ Kaiserschnitt machen können. Es sei zu gefährlich und ich sollte eine Vollnarkose bekommen. Natürlich war ich dementsprechend enttäuscht… „Ich werde nicht mitbekommen wie mein kleiner Sonnenschein das Licht der Welt erblickt“. Zu allem Übel durfte nicht mal mein Partner im OP dabei sein.
Nun ja, das ist alles ziemlich blöd gelaufen. Die Ärzte und Schwestern waren aber sehr nett und ich fühlte mich bei ihnen in guten Händen. Bei der OP wurde ich bis zum Schnitt wachgehalten, um sicherzustellen, dass mein Baby keine Narkose abbekommt.
Danach haben sie mich ziemlich schnell aufgeweckt und auf mein Zimmer gebracht. Als ich dann ziemlich wach war kam mein Partner mit unserem kleinen Sonnenschein um die Ecke. Es war der schönste Moment in meinem Leben - trotz den Strapazen davor.
Der Kleine wurde nach der Geburt noch sauber gemacht und untersucht ob alles in Ordnung ist. Danach durfte mein Partner mit ihm Kuscheln.
Welchen Tipp hättest du für andere schwangere Skoliose-Patientinnen?
Jede Schwangerschaft ist anders und ich war froh mich schon im Vorfeld über Probleme und Erleichterungen informiert zu haben. Zudem bin ich froh, dass ich immer wieder Massagen genommen habe. Ansonsten kann ich empfehlen sehr viel zu spazieren, zu gehen und sich an der frischen Luft aufzuhalten. Die Zeit genießen und sich nicht allzu viele Gedanken über alles machen.
Wir danken dir für deine beeindruckenden Erzählungen und wünschen dir und dem Kleinen das Beste!